Willkommen auf meinem neuen Blog Teil der Lösung!

Heute ist Dienstag, der 31. Dezember 2019 und ab morgen starte ich ein Experiment. Ich habe beschlossen, was den Klimawandel angeht, nicht mehr Teil des Problems zu sein. Damit löse ich keine globalen Probleme, aber ich tue zumindest das, was in meiner Macht steht.

Diesen Blog schreibe ich aus zwei Gründen:
  • Erstens, um den Druck auf mich selber zu erhöhen. Es wird nicht immer leicht sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Da hilft es sicher, wenn ich weiß, dass mich andere dabei beobachten, wie/ob ich meinen vollmundigen Neujahrsvorsatz tatsächlich umsetze…
  • Und zweitens eröffnet sich durch den Blog zumindest die Möglichkeit, dass andere Lust bekommen, ein ähnliches Experiment zu wagen…

Warum mache ich das?

Wie so viele andere auch, hat sich 2019 meine Einstellung bezüglich des Klimawandels verändert. Während mein Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas stark gestiegen ist, ist mein Optimismus, dass die Mächtigen der Welt das Problem lösen werden, drastisch gesunken.

Das hat ab Mitte 2019 dazu geführt, dass ich mich mehr mit dem Klimawandel beschäftigt habe und damit begonnen habe, mein Mobilitäts- und Konsumverhalten zu verändern. Vor einigen Wochen habe ich dann den Entschluss gefasst: Ich möchte nicht mehr Teil des Problems sein, in dem ich mir für mich eine bequemlichkeits- und konsumgesteuerte Lebensqualität herausnehme, die sich das Weltklima nicht leisten kann. Ich möchte meinen ökologischen Fußabdruck so weit wie möglich reduzieren und dabei ausprobieren, was das für meine Lebensqualität bedeutet. Vielleicht reduziert sie sich tatsächlich, vielleicht würde aber auch ein „Weitermachen wie bisher“ nicht mehr so viel Spaß machen, mit dem Wissen über die Folgen für Umwelt und Klima.

In diesem Blog werde ich also ab nun darüber berichten, ob es gelingt, meinen Fußabdruck zu reduzieren und wie es mir dabei geht.

Bis hier her habe ich immer nur über mich geschrieben, obwohl wir eine fünfköpfige Familie sind. Und es ist natürlich unmöglich, so ein Experiment alleine zu machen. Viele Verhaltensmuster kann man nur als Familie gemeinsam ändern. Meine Frau und meine Kinder haben sehr ähnliche Gedanken und werden das Experiment auch mitmachen. Wir werden also gemeinsam erfolgreich sein oder scheitern. Es ist aber nicht jedermanns Sache, so ein Experiment nach außen zu tragen und darüber in einem Blog zu berichten. Daher werde ich in diesem Blog bis auf weiteres nur von mir schreiben.

Ausgangspunkt: Mein ökologischer Fußabdruck 2019

Wenn man sein Verhalten ändern möchte, um Teil der Lösung zu werden steht man zu Beginn vor einigen Fragen:
  • Wie kann man den eigenen Fußabdruck mit überschaubaren Aufwand messen?
  • Wie groß ist der Fußabdruck vor Beginn des Experiments?
  • Welchen Fußabdruck setzt man sich als Ziel?
  • Welche Bereiche haben besonders hohen Einfluss auf den Fußabdruck?
  • Welche davon können realistischer Weise auch verändert werden?


Auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen habe ich ein paar Bücher gelesen und im Internet recherchiert. Immer ohne wissenschaftlichen Anspruch, immer auf der Suche nach einer pragmatischen, aber trotzdem möglichst fundierten Antwort.

Für die Erhebung des eigenen Fußabdrucks gibt es diverse online-Rechner, in die man Strom und Gasverbrauch, Mobilitäts-, Konsumverhalten und einiges mehr eingibt und am Ende einen jährlichen Fußabdruck berechnet bekommt. Ich habe einige solcher Online-Rechner getestet und mich für mein Experiment für den CO2-Rechner des deutschen Umweltbundesamts entschieden.

Die Auswertung für das Jahr 2019 fällt dabei für mich schlecht aus: Ich habe demnach 2019 14,005 Tonnen CO2 verursacht. Und das, obwohl ich bereits ab Hälfte des Jahres Flüge drastisch reduziert habe… Zum Vergleich: Laut offizieller UNO Statistik verursachte 2018 in Österreich eine Person pro Jahr durchschnittlich 10,5 Tonnen CO2.

Welchen Zielwert?

Nachdem ich nun weiß, dass ich 2019 ca. 14 Tonnen CO2 verursacht habe, stellt sich nun die Frage, welchen Zielwert setze ich mir? Ab wann bin ich nicht mehr „Teil des Problems“ sondern „Teil der Lösung“? 

Die Antwort auf diese Frage ist zunächst einmal ziemlich ernüchternd: Um das 2 Grad Klimaziel der Vereinten Nationen zu erreichen, dürften bis 2050 noch maximal 565 Mrd Tonnen CO2 emittiert werden (Zahl aus 2013). Selbst bei einer konstanten Weltbevölkerung von 7,7 Mrd. Menschen würde das nur ein maximales CO2 Budget pro Kopf und Jahr von weniger als 2 Tonnen ausmachen. Da liege ich schon drüber nur mit Strom und Gas fürs Wohnen plus Ernährung… So gesehen kann ich mir es gleich wieder abschminken aus eigener Kraft Teil der Lösung zu werden.

Aber es ist natürlich viel zu vereinfacht, das restliche CO2 Budget einfach auf alle Menschen gleich aufzuteilen. Gott sei Dank sind die meisten Menschen noch weit unter dem österreichischen Durchschnittsverbrauch und als realistischster Ansatz zur Erreichung des 2 Grad Ziels gilt eine schrittweise prozentuelle Reduktion der nationalen CO2 Budgets. Dazu haben schwedische Wissenschaftler eine „Faustformel“ berechnet, wonach der weltweite CO2 Ausstoß sich alle 10 Jahre halbieren muss, um das 2 Grad Ziel zu erreichen. Das entspricht einer Reduktion von 7% pro Jahr.

Aber: Wo beginnt man nun, Teil der Lösung zu werden? Bei 7% weniger CO2 Ausstoß (bei mir: 13,02 Tonnen) oder beim hochgerechneten individuellen CO2 Budget von nur knapp 2 Tonnen? 

Ich entscheide mich für einen Mittelweg, der die Latte hoch legt, aber realistisch zu sein scheint: Ich möchte in einem Jahr meinen CO2 Fußabdruck auf die Hälfte des österreichischen Durchschnittswerts senken. Das sind 5,25 Tonnen CO2 pro Jahr. Damit erreiche ich das 10-Jahresziel nach der schwedischen Faustformel schon in einem Jahr, liege aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie das hochgerechnete individuelle CO2 Budget…

Mein Zielwert für 2020 sind also 5,25 Tonnen CO2. Das entspricht einer Reduktion gegenüber 2019 von 62,5%. Mit diesem Zielwert gehe ich einmal ins neue Jahr. Das ist meine Messlatte, um Teil der Lösung zu werden. Zugegebener Maßen nicht sehr wissenschaftlich fundiert, aber zum Starten ein guter Richtwert.

Los geht´s!

So, damit ist eigentlich alles vorbereitet. Ich kenne meinen Ausgangswert und meinen Zielwert. Und ich weiß: Der größte Hebel liegt in der Mobilität. Wenn ich es schaffe, nicht zu fliegen und das Auto nur für die notwendigen Fahrten zu nehmen, dann liege ich schon jetzt nicht allzu weit weg. Allerdings: schon im Februar ist mein erster Flug für 2020 geplant. Beruflich nach Israel. Und da fährt kein Zug hin….




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Ich freue mich auch über Kommentare! :-)

Kommentare

  1. Lieber Florian, wow ich bin beeindruckt!!! Ich finde dein Vorhaben beeindruckend und mutig, bin schon sehr gespannt auf deinen Blog :-)
    Alles Liebe, Louisa

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  2. hi florian,
    kennst die website? https://www.drawdown.org/

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    1. Nein, kannte ich noch nicht! Vielen Dank!

      Von wem kommt den der Tipp? Wenn Du Dich fürs Kommentieren nicht extra anmelden willst, dann schreib bitte Deinen Namen ans Ende des Kommentars... ;-)

      LG,

      Florian

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  3. Sensationell! Ich werde mitlernen! ;-)

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  4. Lieber Florian, großartig! Und gleichzeitig fallen mir schon 1000 Ideen und Gedanken ein. Und ich frage mich, ob das hier der richtige Ort dafür ist... Ich kanns dir auch einfach mailen... Vieles ist jedenfalls einfacher als gedacht. :-) Alles Gute dir/euch!

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  5. Liebe Hemma,

    lieber hier - da können es mehr Leute lesen, als wenn Du es nur mir mailst! Bin schon gespannt.. :-)

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  6. Alle Achtung - bin sehr gespannt - und schicke diesen blog auch meinen drei Kids, die sich ziemlich für die klimafrage interessieren....

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  7. sehr cool, ich freue mich aufs Lesen und Lernen!lg Ena

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  8. Super Initiative Florian. Und inspirierend.

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  9. JA - danke - bin dabei gl Sabine Zeller (Caritas OÖ )

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  10. Hallo Florian, dann starte ich mal mit ersten Gedanken... Grundsätzlich sind viele Alternativen leichter, wenn man sich mit anderen zusammentut. Wie zB mit Carsharing, Foodcoops etc. Das merken wir in unserem Wohnprojekt (www.pomali.at) auch. Da ist die gemeinsame Nutzung von Ressourcen ein zentrales Ziel.
    Ich fange mal mit dem Thema Mobilität an: Wir haben zB vereinseigene Carsharing-Autos, was vielen von uns hier den Besitz eines eigenen Autos erspart, obwohl wir am Land wohnen. Es gibt aber auch professionelle Carsharing-Plattformen, wo man sein eigenes Auto mit anderen teilen kann. zB https://at.getaround.com/ Ist auch in Wien aktiv (30.000 NutzerInnen). Wir haben mal ausgerechnet, dass sogar das fallweise Mieten eines Autos günstiger ist als ein eigenes zu besitzen und zu erhalten. Und dann gibt's auch noch einen Freak, der grade ein Reisebüro gegründet hat, wo man Fernreisen ohne Flugzeug buchen kann: https://www.derstandard.at/story/2000111258749/zug-statt-flug-warum-ein-student-sein-eigenes-reisebuero-gruendet
    Das ist jetzt für deine Reise nach Israel keine Alternative mehr, aber vielleicht für eine spätere Reise...
    Was für dich in der Großstadt nicht so relevant ist, aber für uns am Land sehr wichtig ist: wir haben in unserer Gemeinde einen Verein gegründet, der ehrenamtlichen Fahrtendienst organisiert. Du wirst Vereinsmitglied und kannst dann während der Fahrzeiten (montags-freitags 6-20 Uhr) Fahrten im Gemeindegebiet bestellen, wirst mit einem E-Auto von der Haustür abgeholt und zu deinem Ziel innerhalb der Gemeinde gebracht. Jahres-Mitgliedschaft 12 Euro, Jahreskarte 150 Euro, Monatskarte 20 Euro, Einzelfahrt 2 Euro. Damit sind vor allem auch ältere Menschen mobil (nicht angewiesen auf Verwandte), Kinder, arbeitende Menschen werden zum Zug gebracht etc. Durch Fahrgemeinschaften ersparen sich viele dadurch individuelle Fahrten (www.wemove-woelbling.at). Für solche Initiativen gibt's auch Landes- und Bundesförderung. Und nicht zu vergessen die ÖBB-ÖsterreichCard - kostet im Jahr 1.890,-- für sämtliche ÖBB_Fahrten inkl Schnellbahn in Wien, sehr gute Vergünstigungen auch für Familien. Aber warten wir mal ab, was das von der neuen Regierung versprochene Gesamt-Öffi-Ticket bringen wird. Und dann gibt's noch diverse Mitfahr-Plattformen wie zB https://www.flinc.org/ wo man man seine privaten Fahrten eintragen kann und mit anderen MitfahrerInnen gematcht wird, die auf der gleichen Strecke eine Mitfahrgelegenheit suchen. Soviel für heute - liebe Grüße von der Auszeit-Couch...

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  11. Noch zwei Nachträge zum Thema Fliegen:
    "Streamen ist das neue Fliegen" - die unterschätzten Umweltkosten von Informations- und Kommunikationstechnologien: https://www.nzz.ch/wirtschaft/streaming-ist-das-neue-fliegen-wie-der-digitale-konsum-das-klima-schaedigt-ld.1474563

    Und: ein Freund von mir kompensiert seine Flugscham wie folgt: er ist zwar im letzten Jahr mal geflogen, hat aber einen Teil der Preisdifferenz zwischen Flug und Zug einer Organisation gespendet die sich für Kerosinsteuer einsetzt. zB https://systemchange-not-climatechange.at/de/globale-flug-kampagne/

    Übrigens die neuen E-Scooter in den Städten sind gar nicht so öko wie sie auf den ersten Blick wirken: https://taz.de/E-Scooter-in-Staedten/!5610555/

    Und insgesamt: beim Thema Mobilität gehts nicht um das Ersetzen eines Verbrennungsmotors durch einen Elektromotors - das hilft gar nicht bzw. schadet zT sogar. Sondern darum neue kollektive Mobilitätslösungen zu entwickeln, bei denen unterschiedliche klimafreundliche Verkehrsmittel kombiniert werden. Also zB mit dem Fahrrad oder mit dem Fahrtendienst zum Zug, mit dem Carsharing-Auto oder einem Leihwagen oder mit der Bahn in den Urlaub (siehe neue Nachtzug-Verbindungen der ÖBB).

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