Das Ziel ist festgelegt - aber wie komme ich dorthin?

Vier Wochen sind nun schon vergangen seit dem ich mein Vorhaben gestartet habe, bezüglich des Weltklimas nicht mehr Teil des Problems zu sein sondern Teil der Lösung zu werden. Dazu habe ich mir das Ziel gesetzt, 2020 nur mehr die Hälfte der durchschnittlichen CO2 Emission pro Kopf in Österreich zu verursachen. Konkret nicht mehr als 5,25 Tonnen pro Jahr.

Was ist in der Zwischenzeit passiert? In erster Linie haben mehr Leute als ich erwartet habe den Blog gelesen, Kommentare geschrieben und mich darauf angesprochen. Das freut mich natürlich sehr. Einerseits, weil es mich zusätzlich motiviert, mein Ziel zu erreichen (und nicht vor aller Augen zu scheitern) und andererseits, weil ich dadurch schon mit einigen von Euch in spannende Gespräche gekommen bin, ob und wie wir etwas dazu beitragen können, das Klimaproblem zu lösen. Ich freue mich also, wenn Ihr diesen Blog weiterhin verfolgt (hier links auf "Folgen" klicken - bei "abonnieren" oben sehe ich nicht, wer sich angemeldet hat...) und mit mir diskutiert!

Aber natürlich haben sich auch schon einige Dinge in meinem Alltag geändert – denn ein Monat ist fast schon vorüber und um das Ziel zu erreichen, über 60% meines CO2 Fußabdrucks zu reduzieren, muss ich von Anfang an einsparen…  Vor allem beim Einkauf und beim Autofahren hat sich schon einiges geändert und auch bei der Planung des heurigen Sommerurlaubs spielt plötzlich CO2 Sparen eine wesentliche Rolle... 

Wo sind die größten Hebel?

Aber bevor ich in den nächsten Blog Einträgen von den konkreten Veränderungen berichte, möchte ich heute noch auf eine grundsätzliche Frage eingehen, die mich in den Tagen nach meinem ersten Blog-Eintrag am meisten beschäftigt hat: Wie komme ich zu einem realistischen Plan, um mein Einsparungsziel zu erreichen? In welchen Lebensbereichen kann ich wie viel einsparen? Wo ist der größte Hebel? Wie schaffe ich die geplante Einsparung von über 8 Tonnen?

Auf der Suche nach einer Antwort darauf habe ich mich noch einmal in meinen CO2 Fußabdruck von 2019 vertieft, den ich mit Hilfe des CO2-Rechner des deutschen Umweltbundesamts berechnet habe.

Was ich dort gefunden habe ist genauso einfach wie wenig überraschend: Die größten Hebel, auf die jede(r) von uns sofort Einfluss nehmen kann sind: Mobilität, Ernährung und Konsum/Einkaufsverhalten. Das lässt sich an meinem Beispiel gut zeigen: Meine 14 Tonnen CO2 des Jahres 2019 teilen sich auf in: 
  • Energieverbrauch im Haushalt: 1,12 t
  • Ernährung 1,2 t
  • Konsum 1,6 t
  • Mobilität 10,1 t 
(Die Werte für Energieverbrauch und Teile der Mobilität sind pro Kopf Werte. In unserem Fall einer fünfköpfigen Familie bedeutet das, dass der gesamte Energieverbrauch und ein Teil der Fahrten mit dem eigenen Auto auf 5 Personen aufgeteilt wird.)

Mein Ziel ist 2020 in Summe nur mehr 5,25 Tonnen zu verursachen. Wie kann ich das also realistisch schaffen?

Beim Energieverbrauch fürs Wohnen kann ich kurzfristig nur geringfügig einsparen. Größere Einsparungen wären nur möglich, wenn unsere Wohnhausanlage thermisch saniert werden würde. Das wäre zwar wünschenswert ist aber nicht so einfach umsetzbar (tatsächlich versuchen wir seit über 2 Jahren – bisher aber vergeblich - eine solche Sanierung in unserem Haus umzusetzen. Allein darüber könnte ich einen eigenen Blog schreiben…). Sparen bei Strom und Heizen ist also zwar sinnvoll, wird mich aber nicht weit bringen, wenn ich meinen CO2 Abdruck drastisch reduzieren möchte…
Mein Zielwert für 2020 ist daher nur die realistische Einsparung von 10% - also von 1,12t auf 1t CO2.

Viel leichter Einfluss nehmen kann man beim Thema Ernährung. ExpertInnen sind sich darüber einig, dass Ernährung einer der Schlüsselfaktoren ist, ob es uns in Summe gelingen wird, das Klimaproblem zu lösen oder nicht. Dabei geht es in erster Linie um die verheerenden Auswirkungen der Fleischproduktion, aber auch um die „Weintrauben aus Südamerika“ – also den Energieverbrauch bei Transport und Lagerung von nicht regionalen und saisonalen Obst und Gemüse. 
In meinem Fall gibt es bei diesem Thema nicht viel Einsparungspotential, weil ich mich bereits vegetarisch ernähre, nicht Veganer werden möchte und schon bisher beim Einkauf meistens auf saisonales und regionales Obst und Gemüse geachtet habe. Daher ist auch hier mein Ziel für heuer vergleichbar gering: von 1,2t auf 1,1t. Was dazu notwendig ist, werde ich in einem eigenen Blog-Eintrag zum Thema „Ernährung“ genauer beschreiben.

Mehr Einsparungspotenzial gibt es für mich im Bereich Konsum: Zwar sind wir in unserer Familie auch da schon unter dem Durchschnitt, allerdings gibt es immer noch eine Menge an Dingen, die man entweder gar nicht braucht, oder die man wesentlich länger benutzen könnte und/oder auch gebraucht kaufen kann. In Summe kann ich hier noch einiges besser machen und CO2 einsparen. Daher setze ich mir das Ziel beim Konsum von 1,6t CO2 um 30% auf 1,1t CO2 zu reduzieren.

Das größte Einsparungspotential habe ich bei der Mobilität: Sie macht bei mir mit über 10 Tonnen CO2 den Löwenanteil der Emissionen aus. Da liege ich auch deutlich über dem Durchschnitt. Das Gute daran: Mein Mobilitätsverhalten kann ich rasch und größtenteils selbst beeinflussen. Interessant ist dabei, wie sich meine CO2 Emissionen auf die unterschiedlichen Verkehrsmittel aufteilen: 2019 waren es 
  • 8,44 Tonnen CO2 für (16) Flüge
  • 1,52 Tonnen CO2 aus den Fahrten mit dem eigenen PKW
  • 0,133 Tonnen CO2 aus (6) Langstrecken Zugfahrten.
Am größten ist der Einsparungshebel damit eindeutig beim Fliegen, aber – und das war für mich ein überraschendes Ergebnis - auch das eigene Auto liegt vor fast allen anderen Lebensbereichen - sowohl von der absoluten Höhe der CO2 Emissionen als auch vom Einsparungspotential. Um Teil der Lösung zu werden muss ich meine Flüge so weit als möglich reduzieren (am besten auf null) und möglichst viel vom Auto auf Öffis umsteigen bzw. per Rad oder zu Fuß zurücklegen. Konkret sieht mein Plan bei der Mobilität so aus: Flüge reduzieren von 8,44t auf 1,36t (mein bereits gebuchter Israel-Flug) und beim Auto von 1,52t runter auf 0,6t


Hier nochmal meine 2019er Werte und meine Zielwerte für 2020 im Überblick:



2019
2020 (Zielwerte)
Energieverbrauch Haushalt
1,12
1
Ernährung
1,2
1,1
Konsum
1,59
1,1
Flüge
8,44
1,36
PKW
1,52
0,5
Bahn
0,13
0,13
SUMME
14,00
5,19



Und so geht´s hier weiter...

Weil Mobilität der wichtigste Faktor bei mir ist, werde ich diesem Thema sicher mehrere Blog-Einträge widmen. Beim nächsten Blog-Eintrag wird es darum gehen, wie viele Flüge (auch beruflich) wirklich sein müssen, wie es ist, innerhalb Europas mit der Bahn zu fahren statt zu fliegen und wie unzureichend das europäische Bahn-Angebot dafür ist...

Bis dahin freue ich mich wieder über Eure Kommentare und Hinweise! :-)

Und nicht vergessen: oben links auf "Folgen" klicken, wenn ihr benachrichtigt werden wollt, wenn es einen neuen Eintrag gibt! 

Kommentare

  1. Lieber Flo !
    Auch ich finde Deine Initiative großartig und beispielgebend.Mich würde nur im Detail interessieren, wie sparst Du ein. Was hast Du genau anders gemacht, gegessen, was konnten Deine Kids dazu beitragen ?
    Alles Liebe
    Ingrid

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    1. Liebe Ingrid,
      freut mich, dass Dich mein Blog interessiert! Wie ich wo einspare, werde ich in den einzelnen Blog-Beiträgen erzählen.
      Aber bitte schreib doch auch Du, wo und wie Du einsparst! Wie ich Dich kenne hast Du schon wesentlich mehr Erfahrung mit CO2 Einsparen und hast einen viel kleineren CO2 Fußabdruck als ich...

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  2. Lieber Flo!
    Alles Gute weiterhin, es soll ja nur ein TEIL der Lösung sein. Ich finde allerdings, dass es leider nicht repräsentativ für andere sein kann/wird, da die Einsparmöglichkeiten doch zu gering sind. Bei Dir sieht man ja genau, dass es eigentlich nur bei den Flügen möglich ist. Wer hat schon 14 Flüge im Jahr ? Normalerweise spart eine Familie das ganze Jahr darauf, bloß ein Mal im Jahr auf Urlaub zu fahren/fliegen. Hier auch noch einsparen? Jedenfalls kann ein durchschnittlicher Mensch so nicht auf Deine Ersparnis kommen. Ganz zu schweigen davon, dass die Verursacher ganz wo anders liegen: USA, China,... Aber wie gesagt, mach weiter, jeder Teil, ist gut. Christian Blohberger

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    1. Lieber Christian,
      Du hast natürlich Recht, dass mein Beispiel nicht repräsentativ ist. Den Eindruck will ich auch gar nicht erzeugen. Ich will an meinem Beispiel aber aufzeigen, dass es sich auszahlt, den eigenen CO2 Fußabdruck zu analysieren, um herauszufinden, wo jeder für sich ansetzen kann. Bei mir sind es offensichtlich die Flüge und das Autofahren.
      Und ganz weit weg von dem durchschnittlichen Österreicher liege ich da (leider!) gar nicht... Meine 14 Flüge sind einzelne Flugstrecken, dh Hin- und Rückflug und auch Zwischenstopps sind als eigene Flüge gezählt... Oder anders gesagt: Hinter den 14 Flügen stecken 5 Reisen... Und wie ich in meinem nächsten Blog Beitrag zeigen möchte: schon ein einziger Langstrecken Flug (hin&retour) verursacht schon mehr CO2 als ich in Zukunft pro Jahr insgesamt verursachen möchte. Also auch wenn man "nur" ein, zwei Mal pro Jahr fliegt: für eine nachhaltige Eindämmung der Erderwärmung kann auch das schon zu viel sein...

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  3. Lieber Florian,
    sehr interessante Aufschlüsselung die mich jedenfalls noch mehr zum Nachdenken bringt wie ich der Umwelt mehr Gutes tun kann.

    Alles Gute weiterhin für deine vorbildlichen Vorsätze

    Andreas

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  4. .... hat im Überblick so eine FliegenUndSonstEhAllesSmart-These im Narrativ drinnen ... nachdem ich deutlich weiss, dass Du 2019 auch nicht Grad zur eigenen Erbauung nach Schwechat gefahren bist, geht's mir grad wie vielleicht Greta : Individuelle Lösungen suchen IST auch ein Ast, aber der Baum ist Politik.... Danke für Tun und Reden .... c

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    1. Liebe(r) C: Ist mir durchaus bewusst, dass bei mir Fliegen der einzig wirklich große Hebel ist. Aber ich fürchte: Gerade in unserer "Blase" bin ich da bei weitem nicht alleine... Umso wichtiger, dass wir unsere Flug-Gewohnheiten ernsthaft hinterfragen und im besten Falle auch radikal ändern. Dazu mehr in meinem nächsten Blog...

      Und natürlich hast Du Recht, dass der "Baum" die Politik ist. Aber ab einer bestimmten Menge an individuellen "Ästen" reagiert auch die Politik sensitiv. Deswegen ist es ja auch wichtig "darüber zu sprechen" wenn man seine Lebensgewohnheiten für den Klimaschutz ändert: Wenn es genügend andere in meinem Umfeld tun, lasse ich mich leichter "anstecken" und beginne auch...

      Andreas Sator hat übrigens im Standard letztes Wochenende über die Sinnlosigkeit bzw. Sinnhaftigkeit von individuellen Veränderungen angesichts der globalen Dimension der Klimakrise einen interessanten Beitrag geschrieben: https://www.derstandard.at/story/2000114468434/schnitzel-flieger-plastik-warum-wir-anders-uebers-klima-reden-muessen

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